Angebote und Praxisbeispiele
In Gemeinden und bei Fachorganisationen im Kanton St.Gallen werden aktiv verschiedene Förder-Angebote in der Frühen Kindheit erfolgreich umgesetzt. Einige Praxisbeispiele werden hier als Sammlung von guten Beispielen detaillierter vorgestellt und sollen so zur Nachahmung einladen.
Kurzbeschreibung
Spielgruppenbesuch und Elternbildung bilden die Hauptpfeiler von SpiKi. Damit will die Stadt eine erfolgreiche Vorbereitung des Kindes auf den Kindergarten und die Schule erreichen. Spielgruppen und Eltern sollen dabei unterstützend und fördernd tätig sein. In der Spielgruppe werden den Kindern Raum, Zeit und Anregungen geboten, um ein vielfältiges Spielverhalten zu entwickeln. Die Kinder machen grundlegende soziale Erfahrungen und lernen ihren Platz in einer Gruppe Gleichaltriger zu finden. Ferner erleben sie in der Spielgruppe ein erstes sanftes Loslösen von der vertrauten Umgebung des Elternhauses. Fremdsprachige Kinder machen in der Spielgruppe frühzeitig erste Erfahrungen mit der deutschen Sprache. Die SpiKi-Eltern werden regelmässig zu Elternbildungsanlässen eingeladen.
Ziel: Mit SpiKi werden den Kindern im frühen Alter systematisch ergänzende Sozial- und Sprachkompetenzen vermittelt, und die Kinder werden in ihrer Spiel-, Lern- sowie Persönlichkeitsentwicklung gezielt gefördert. Im Zentrum stehen die Anerkennung und Unterstützung der selbstbildenden Aktivitäten von Kleinkindern in ihrem natürlichen Lebensumfeld.
Umsetzung
Im Rahmen von SpiKi haben alle Kinder im Alter ab drei Jahren – also ein Jahr vor dem Kindergarten – die Möglichkeit, eine Spielgruppe in ihrem Einzugsgebiet der Primarschule ein- oder zweimal Woche zu besuchen. Ebenfalls werden Elternbildungsanlässe für die SpiKi-Eltern angeboten. Die Eltern werden 4 bis 6 Mal pro Jahr zu solchen Anlässen eingeladen. Die Anlässe werden teilweise von Fachpersonen geleitet. Themen sind dabei Ernährung, Bewegung, Grenzen setzen, Spielen, Medien, Leseanimation, Zahnprophylaxe/Zahnhygiene, Erste Hilfe, usw.
Pro Kindergruppe wird sechs bis zehn Kinder gerechnet
Durch Aus- und Weiterbildung wie auch fachliche Begleitung/Coaching (Logopädie, allg. Entwicklungsberatung, Qualitätssicherung) werden die Spielgruppenleiterinnen und Spielgruppenleiter unterstützt und begleitet. Ebenfalls ist die die enge Zusammenarbeit mit den Kindergartenlehrpersonen ein wichtiges Element.
Stärken
SpiKi ist ein Angebot der frühen Förderung für alle Kinder (universelles Angebot). Zusätzlich zur Förderung der Kinder werden die Eltern gestärkt und unterstützt sowie auch die SpiKi-Spielgruppenleiterinnen und Spielgruppenleiter im Rahmen eines Netzwerks von Fachpersonen begleitet und gecoacht.
Erkenntnisse
Wie die Evaluation der PHSG aus dem Jahr 2008 zeigt, können die Ziele mit dem SpiKi-Angebot erreicht werden. Herausforderung ist die Erreichbarkeit der Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf. Gesamthaft wurden in den letzten Jahren durchschnittlich ca. 50 Prozent der Kinder im SpiKi-Alter erreicht. Zentral ist Aus- und regelmässige Weiterbildung sowie die Unterstützung und Begleitung der Spielgruppenleitungen durch Fachpersonen. Eine besondere Herausforderung ist die Suche nach idealen und kostengünstigen Spielgruppenräumlichkeiten in den verschiedenen Quartieren.
Weitere Informationen
- Der Spielgruppenbesuch dauert zwei Stunden am Vormittag oder Nachmittag. Jedes Kind kann die SpiKi-Spielgruppe zweimal pro Woche besuchen – bei besonderem Förderbedarf sind auch mehrere Male möglich. Die Eltern bezahlen 4, 8 oder 12 Franken pro Besuch - je nach massgebendem Einkommen.
- Die SpiKi-Spielgruppen sind i.d.R. Einzelfirmen. Zwischen den einzelnen Spielgruppen und der Stadt St.Gallen bestehen Leistungsvereinbarungen, worin die gegenseitigen Leistungen und Pflichten definiert sind.
SpiKi - Von der Spielgruppe in den Kindergarten
Kontakt
Stadt St.Gallen: Tatiana Pinto Cardoso, Fachspezialistin, Neugasse 3, 9004 St.Gallen, 071 224 67 80, tatiana.pintocardoso@stadt.sg.ch
Kurzbeschreibung
«PAT – Mit Eltern lernen» ist ein internationales, evidenzbasiertes Hausbesuchsprogramm zur frühkindlichen Förderung und Elternbildung. Das Programm setzt sich zusammen aus regelmässigen Hausbesuchen durch zertifizierte Elterntrainerinnen, Gruppenangeboten, Unterstützung beim Aufbau sozialer Netzwerke und der Entwicklungsbeobachtung der Kinder. Das Programm stärkt eine förderliche Eltern-Kind-Interaktion sowie die Erziehungskompetenzen und fördert das Wohl der Familie. Entwicklungsverzögerungen und Gesundheitsprobleme von Kindern können früh erkannt und Massnahmen eingeleitet werden. Vernachlässigung und Kindesmisshandlung soll vorgebeugt werden.
Umsetzung
Zielgruppe von «PAT – Mit Eltern lernen» sind Familien mit mehreren persönlichen, familiären, sozialen oder materiellen Belastungen. Mögliche Belastungen können Arbeitslosigkeit, frühe Elternschaft, Paarkonflikte, soziale Isolation, wenig Deutschkenntnisse und psychische Erkrankungen sein. Bei Programmstart ist die Frau schwanger oder die Kinder sind zwischen null und sechs Monate alt. Die Familien werden von Elterntrainerinnen begleitet. Dies sind Fachpersonen aus den Bereichen der Mütter- und Väterberatung, Sozialpädagogik, Geburtshilfe oder der Kindererziehung. Sie haben zudem die Einführungskurse von «PAT – Mit Eltern lernen» besucht und sind entsprechend zertifiziert. Die Elterntrainerin besucht eine Familie je nach Bedarf in der Regel alle zwei Wochen. Dabei bespricht sie mit den Eltern die Herausforderungen im Alltag und in der Erziehung und vermittelt Wissen über die kindliche Entwicklung. Zu jedem Hausbesuch bringt sie zudem konkrete Ideen und eine Anleitung für eine dem Entwicklungsstand und den Interessen der Familie angepasste Aktivität mit. Diese führt die Familie mit Begleitung der Elterntrainerin durch.
Stärken
Die Erfahrungen mit dem Programm in den St.Galler Pilotprojekten sowie in den daraus entstandenen Regelangeboten sind sehr positiv. Insbesondere zeichnet sich PAT aus durch:
- Frühzeitiger Programmbeginn
- Begleitungsintensität ist nach individuellem Bedarf anpassbar
- Bedarfsgerechte und praxisbezogene Unterstützung
- Berücksichtigung der Sprachkompetenzen und -förderung in der Familie
- Professionalität des Personals
- Niederschwelliger Zugang durch Hausbesuche
Aufbau von vertrauensvollen, wertschätzenden Beziehungen und Einbezug der Ressourcen in der Familie
Erkenntnisse
Im Kanton Zürich zeigt eine wissenschaftliche Untersuchung die positiven Effekte des Programms PAT insbesondere auf:
- Kindliche Entwicklung, insbesondere in Sprache, Kognition und Verhalten
- Erziehungskompetenz
- Soziale Integration der Familie
Weitere Informationen
PAT-Angebot des Ostschweizer Vereins für das Kind und weitere Informationen zum Programm
Kontakt
Angebot beim OVK
Kurzbeschreibung
Das Herzstück des Familienzentrums bildet das Familienkafi. Während drei mal zwei Stunden pro Woche bietet das Kafi die Möglichkeit sich ungezwungen zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und den Austausch unter Gleichgesinnten zu pflegen. Das Kafi ist mit einer grosszügigen Spielecke ausgestattet und das Familienzentrum verfügt auch über einen Aussenspiel- und Sitzplatz. Ergänzend dazu finden das Beratungsangebot der Mütter- und Väterberatung, ein Chrabbeltreff, ein Frauentreff, diverse Kurse (bsp. Singkurs) sowie Elternbildungsveranstaltungen speziell zu Themen von Babys und Kleinkindern in den Räumlichkeiten des Familienzentrums statt. Zudem finden Interessierte Informationen über Angebote im Frühbereich und Beratungsangebote verschiedener Institutionen in der Region.
Umsetzung
Hauptzielgruppe sind Eltern von Babys und Kleinkindern bis ins Vorschulalter. Das Familienzentrum ist als Verein organisiert. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich und organisiert und trägt die meisten Aktivitäten. Die Helferinnen und Helfer sind Vereinsmitglieder oder Interessierte. Grösstenteils finden die Aktivitäten in Kleingruppen statt (ca. 4-6 Erwachsene).
Häufige Themen sind: Essen, Schlafen, Trockenwerden, Spielen, Kinderbetreuung, Sprache
Stärken
- Persönlicher Kontakt
- Vernetzung
- Stärkung der Mutter durch Austausch mit anderen Müttern
- Kinder haben die Möglichkeit andere Kinder zu treffen und zu spielen
- Niederschwelligkeit
Erkenntnisse
Die Erreichbarkeit der Familien wird verbessert und die Integration im Dorf wird erleichtert. Gerade für Familien ohne bestehendes Netzwerk im Dorf ist dies sehr wertvoll. Das Familienzentrum ist kein Selbstläufer. Es braucht immer «Anschübe» damit die Angebote entsprechend genutzt werden. Auch die Finanzierung der Betriebskosten ist und bleibt eine Herausforderung.
Weitere Informationen
Öffnungszeiten Familienkafi: Dienstag und Donnerstag 9 – 11 Uhr, Mittwoch 15 - 17 Uhr.
Jahresbeitrag Vereinsmitgliedschaft: CHF 30.-
www.familienzentrum-grabs.ch
Weiterführende Informationen zu Familienzentren (sowie Kontakte zu unterstützten Familienzentren im Aufklapptext «Unterstützte Familienzentren»)
Kontakt
Verein Familienzentrum Grabs, Kirchgasse 2, 9472 Grabs, info@familienzentrum-grabs.ch
Kurzbeschreibung
- Die Schule St. Margrethen engagiert sich in der frühen Förderung, indem sie sich für die Koordination der verschiedenen Frühförderangebote einsetzt.
- Sie möchte damit erreichen, dass möglichst viele Kinder ein Frühförderangebot besuchen und die Eltern den Wert der Frühförderung erkennen.
- Ziel ist es, dass die Kinder gut vorbereitet in den Kindergarten eintreten können.
Mit der Elternbildung soll erreicht werden, dass die Eltern ihre Kindererziehung optimieren können.
Umsetzung
- Für die Koordination der Frühförderangebote und die Elternbildung ist eine Schulleitung zuständig, die vom Schulrat eingesetzt wurde.
- Es findet mehrmals im Jahr ein Austausch zwischen Schulleitung und den Leiterinnen der Spielgruppen statt. Zudem ist die Schulleitung als Aktuarin im Vorstand des Vereins.
- Auch wird jeweils im April ein Elternabend für Eltern von 3-jährigen Kindern, an dem Spielgruppen, Muki-Turnen und Kindergarten informieren, durchgeführt. Die Eltern sollen damit motiviert werden ihr Kind für ein Angebot anzumelden.
- Einmal pro Jahr findet eine Konferenz statt, an der alle Leiterinnen und Leiter der Frühförderangebote teilnehmen (Spielgruppen, Muki-Turnen, Krabbelgruppe, Bibliothek, Mütter- und Väterberatung, Kinderturnen, Sozialarbeit).
- Die Arbeitsgruppe Elternbildung organisiert jährlich 3 Referate für Eltern und weitere Interessierte.
Stärken
- Der grösste Teil der Kinder kommt vorbereitet in den Kindergarten.
- In den Spielgruppen lernen die Kinder sich in eine Gruppe einzufügen.
- Kinder mit Migrationshintergrund lernen erste Worte in Deutsch kennen.
Erkenntnisse
Die Schule erreicht mit ihrem Engagement in der frühen Förderung, dass über 90% der Kinder für ein Frühförderangebot angemeldet werden.
Herausforderung
Um Deutsch zu lernen reicht es nicht, wenn die Kinder für 2 Stunden pro Woche die Spielgruppe oder ein anderes Angebot besuchen.
Weitere Informationen
Die verantwortliche Schulleitung ist für die Herausgabe und Verteilung eines Flyers sowie für die Website zuständig, auf der alle Angebote der Frühförderung aufgeführt sind.
Kontakt
Schule St. Margrethen, Claudia Wessner, Schulleiterin Rosenberg, Walzenhauserstrasse 26, 9430 St. Margrethen, 071 740 11 45, schulleitung.rosenberg@schulestm.ch