Handlungsempfehlungen Gemeinden
In der Strategie werden sechs Handlungsfelder beschrieben, in denen die Entwicklung der frühen Förderung stattfinden soll. Zu jedem Handlungsfeld wurden strategische Ziele formuliert und Handlungsempfehlungen an die Gemeinden und Fachorganisationen gemacht. Dazu gehören folgende zwei Schwerpunkte:
- Ausreichendes und gutes Angebot bereitstellen:
Mütter-Väterberatung, Erziehungsberatung, Begegnungsorte (z.B. Familienzentren), Elternbildung und Elterninformation, spezifische Unterstützungsangebote für Familien mit besonderen Bedürfnissen, Spielgruppen und familienergänzende Kinderbetreuung (Tagesfamilien und Kitas); - Zugang zum Angebot für alle sicherstellen:
Angebote nah und erreichbar oder aufsuchend sowie für alle finanziell tragbar, Koordinationsstelle/-person, Vernetzung, zielgruppengerechte Information, Begegnungsorte, massgeschneiderte Angebote für spezifische Bedürfnisse, für unterschiedliche Zielgruppen, zugehend.
Im Folgenden werden die Handlungsfelder mit Fokus auf die Gemeinden beschrieben.
In erster Linie sind Eltern und Bezugspersonen für die Förderung der Kinder im Alter von null bis vier Jahren verantwortlich. Es ist deshalb wichtig, die Eltern partizipativ in die Gestaltung der frühen Förderung einzubeziehen und sie durch das Angebot zu befähigen, ihre Erziehungskompetenz zu stärken. Die Förderung einer sicheren Eltern-Kind-Bindung ist von grosser Bedeutung.
Die Gemeinden…
…finanzieren und fördern die niederschwellige Erreichbarkeit der Angebote der Mütter- und Väterberatung sowie der Erziehungsberatung;
...stellen den Eltern Informationen zur frühen Kindheit zur Verfügung;
...erfassen die kommunalen/regionalen Angebote der frühen Förderung und stellen sie übersichtlich dar;
...prüfen den Bedarf für ein Familienzentrum und fördern Aufbau, Betrieb und Weiterentwicklung;
...die Elternbildung im Frühbereich wird gefördert und verankert.
Gesundheit ist eine zentrale Grundvoraussetzung für eine gelingende Lebensbewältigung eines Kindes. Frühe körperliche, motorische und sensorische Erfahrungen unterstützen Kinder dabei, ein gesundes Körperbild und ein entsprechendes Gesundheitsverhalten zu entwickeln.
Die Gemeinden...
...prüfen und gestalten öffentliche Räume hinsichtlich Kinder- und Familienfreundlichkeit.
Kinder im Alter von null bis vier Jahren sind neugierig und wollen die Welt vom ersten Tag an entdecken. Spielerfahrungen tragen wesentlich zu individuellen Lernprozessen bei. Diese werden nicht nur im privaten Rahmen, in der Spielgruppe, in der Tagesfamilie oder Kindertagesstätte sondern auch im öffentlichen Raum gemacht. Dort können neue Kontakte geknüpft werden. Auch spezifische Treffpunkte schaffen wichtige Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsräume für Kinder im Alter von null bis vier Jahren.
Die Gemeinden…
…fördern den qualitativen Ausbau von Spielgruppen und schaffen Rahmenbedingungen, damit alle Familien Zugang zu Spielgruppen haben;
...planen in kommunalen Richtplanungen, Baureglement, Zonen-, Überbauungs- und Gestaltungsplänen aktiv Bewegungs- und Begegnungsräume ein.
Neben guter Qualität in der innerfamiliären Betreuung ist auch Qualität in der familenergänzenden und ausserfamiliären Betreuung der Kinder von null bis vier Jahren wichtig. Gute Betreuungsqualität umfasst anregungsreiche, entwicklungsfördernde Umgebungen, Bestätigung und Wertschätzung gegenüber dem kindlichen Lernen und den Schutz vor Gefahren. Kinderförderung und Kindesschutz sind gemeinsame Aufgaben von Eltern und Betreuungspersonen.
Die Gemeinden…
…fördern in den Angeboten der familienergänzenden Kinderbetreuung die Steigerung der Betreuungsqualität;
...verstärken Anstrengungen zur Subventionierung der Kinderbetreuung;
...unterstützen Initiativen zum Aufbau eines bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangebots;
...gestalten die Subventionspraxis in der Kinderbetreuung möglichst ohne Fehlanreize;
...bauen Zugangshürden zur Kinderbetreuung für Kinder aus finanziell schwächer gestellten Familien ab;
...integrieren Kinder mit Deutsch als Zweitsprache bei Förder- und Betreuungsbedarf möglichst in bestehende vorschulische Angebote.
2021 entstand der Bericht «Monitoring familien- und schulergänzendes Betreuungsangebot im Kanton St.Gallen».
Auf dem Kita-Kompass sind zudem alle Grundlagen rund um Bewilligung und Aufsicht von Kindertagesstätten zu finden.
Ein ausreichendes Grundangebot leistet einen zentralen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit. Dabei spielen Fragen der Zugänglichkeit (Erreichbarkeit, Kosten, Information usw.) eine zentrale Rolle. Sie ist für alle Familien mit Kinder im Alter von null bis vier Jahren zentral.
Die Gemeinden…
…stellen ein flächendeckendes, qualitativ gutes Angebot der frühen Förderung zur Verfügung;
...fördern Rahmenbedingungen, die allen Familien den Kontakt und Zugang zu Angeboten ermöglichen;
...fördern in kommunalen Angeboten spezifisch die Chancen von Kindern und Familien, die über wenig Ressourcen verfügen;
...übersetzen Informationen zu speziellen kommunalen Angeboten in verschiedene Sprachen und setzen kantonale mehrsprachige Grundlagen ein;
…sensibilisieren neuzugezogene Familien in individuellen Erstgesprächen oder Erstinformationen für Themen und Angebote der frühen Förderung;
...informieren alle Familien über Anebote der frühen Förderung;
…finanzieren Dolmetsch- und Kulturvermittlungsleistungen in Dienstleistungen von Fachorganisationen über die Leistungsvereinbarungen mit.
Eine kongruente Politik der frühen Kindheit setzt bei den Bedürfnissen der Kinder im Alter von null bis vier Jahren und ihren Familien an, baut auf bestehenden Angeboten auf, sucht nach Lücken und richtet neue Massnahmen nach übergeordneten Zielen aus. Die interdisziplinäre und interdepartementale Zusammenarbeit in der frühen Förderung sowie der Einbezug der verschiedenen Akteurinnen und Akteure ist darum von besonderer Wichtigkeit.
Die Gemeinden…
…sorgen vor Ort für eine gute Steuerung und Koordination der vielfältigen Akteurinnen, Akteure und Angebote für Kinder im Alter von null bis vier Jahren und deren Familien und erstellen dazu kommunale Konzepte, Instrumente und Hilfsmittel für die frühe Förderung;
…erarbeiten als Grundlage für eine kommunale Strategie eine Situationsanalyse;
...bezeichnen eine Person in der Gemeinde (Kontaktperson Frühe Förderung) als zentrale Anlaufstelle für frühe Förderung, die gemeinsame Ziele und die Umsetzung von Massnahmen fördert und koordiniert;
...stärken die Kooperatoin zwischen Schulträger und politischer Gemeinde, zwischen verschiedenen Ressorts sowie die regionale Zusammenarbeit;
...begleiten Kinder und Eltern beim Übergang vom Frühbereich in den Kindergarten und stimmen Angebote im Übergang aufeinander ab;
…fördern die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure im Frühbereich:
...initiieren und unterstützen regionale frühbereichsspezifische Vernetzungstreffen.